Mark Knopflers „One Deep River“: Seine Jenseitshoffnung ist der ewige Song - WELT (2024)

Kultur Mark Knopfler

| Lesedauer: 4 Minuten

Von Richard Kämmerlings

Literarischer Korrespondent

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Alterswerke gibt es bei Mark Knopfler eigentlich nicht, denn wirklich rockstarjung war er schon bei Dire Straits nicht mehr. Sein neues Album „One Deep River“ erzählt von grausamen Verbrechen und blutiger Rache, aber auch von Abschiednehmen und Wiederkehr.

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Als Mark Knopfler Ende Januar bei Christie’s in London eine Sammlung von rund 120 Gitarren und Verstärkern versteigerte, kamen mehr als zehn Millionen Euro zusammen. Eine Gibson Les Paul Standard, Baujahr 1959, brachte allein 813.000 Euro ein, und die Neuauflage des gleichen Instruments, die Knopfler unter anderem bei der Aufnahme von „Money For Nothing“ und beim Auftritt von Dire Straits auf dem legendären Live-Aid-Konzert 1985 spielte, wurde für fast 700.000 Euro verkauft.

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Im Song „Tunnel 13“ auf seinem neuen Album erzählt Knopfler die (wahre) Geschichte eines Eisenbahnüberfalls vor 100 Jahren. 1923 stoppten drei Brüder in Oregon einen Postzug und töteten vier Angestellte, weil sie auf einen Goldtransport hofften. Eine klassische Story von Gier und Mord, der der Gitarrensammler Knopfler aber eine besondere Note gibt: „Tunnel 13 is the place in the song/ Where the beautiful redwood for my guitar came from“. Denn für die berühmten Redwoodgitarren wurden die alten Holzbalken aus den stillgelegten Eisenbahntunneln verwendet. Am Ende, so kann man es deuten, findet sich eben doch ein Schatz im Tunnel. Gold in Gitarrenform.

Knopflers Träume von Ruhm und Status

Viele Songs Knopflers erzählen von Träumen von Ruhm und Erfolg, vom Status und Reichtum, oder eben in auffälliger Weise vom bewussten Verzicht darauf, wie bei jenem bescheidenen Gitarristen im Überhit „Sultans of Swing“, der einfach nur zufrieden seinen alltäglichen Begleitjob erledigt. Knopfler wollte selbst aber lieber ins Rampenlicht, und daher ist das unter Fans wie Verächtern bekannteste Charakteristikum der Dire Straits wohl das endlose Gitarrensolo geblieben.

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Knopflers Obsession mit Ruhm und Karriere dürfte sich auch der Herkunft verdanken. Sein Vater war ein jüdischer Emigrant aus Ungarn; die Mutter stammte aus dem nordenglischen Kohlehafen Blyth, wo der 1949 in Glasgow geborene Knopfler aufwuchs. Auch auf dem neuen Album „One Deep River“ (Universal) kreisen viele Songs um jene Weichenstellungen, die über den Erfolg entscheiden. Dass dies stets mit Schuldgefühlen verbunden ist, ist das Drama des Aufsteigers.

In „Watch Me Gone“ wartet der Zug schon, sie will nicht mitkommen, doch er muss gehen, denn ein „big beat in a big life“ wartet auf ihn, und er weiß, selbst wenn er noch einmal zurückkommt, wird er nicht mehr derselbe sein. „And the songs were pushing/ Harder all the time“, singt Knopfler und auch davon, dass sein Ehrgeiz und sein Stargehabe einst wohl sehr lächerlich gewirkt haben müssen.

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Schon das großartige Vorgängeralbum „Down The Road Wherever“ von 2018 versetzte sich zurück in jene frühe Vagabunden-Tage, als der Musiker noch zu Weihnachten mit der Gitarre nach Hause trampen musste. Solche Nostalgie der Anfänge gibt es wieder, in „Ahead of the Game“ etwa. Aber auch Erinnerungen an das Gegenteil, an die bittere Erkenntnis, dass man aus der Mode gekommen ist, ja, dass die ganze Welt des Showbiz nach neuen Regeln funktioniert („Smart Money“).

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Seine bevorzugte Form war immer schon die Folk-Ballade, deren Rollenprosa zuließ, von Konflikten unter historischen Masken zu singen. „Sweeter Than The Rain“ ist ein schönes Beispiel, das die dichte Atmosphäre von Dire Straits-Klassikern wie „Brothers in Arms“ heraufbeschwört – in jenem von Knopfler geliebten Western-Setting von einsamer Kopfgeldjagd und Blutrache.

In „Black Tie Jobs“ schlüpft er noch einmal in die Rolle des Lokalreporters (als der der Journalismus-Student angefangen hat), der zu Beerdigungen geht, um den Hinterbliebenen Anekdoten und Fotos abzuschwatzen. Auch hier Lehrjahre, die auf sich nehmen muss, wer einmal eine Edelfeder werden will.

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Von einem Spät-, ja von einem Alterswerk zu sprechen, macht gerade bei Knopfler wenig Sinn, der schon mit den Dire Straits in den späten 70ern aus einer Zeit gefallen wirkte, die damals Disco, Punk oder New Wave machten – was natürlich seinen Erfolg als Bluesrocker und den Aufstieg zur Fußballstadion-Attraktion gerade begründete. Wirklich rockstarjung war Knopfler schon damals nicht mehr, und so musste er seinen an Folk- und Americana-Klassikern geschulten Stil spätestens nach dem Ende der Dire Straits Anfang der 90er auch nicht mehr ändern.

Das Album schließt mit Songs, die den Charakter von Vermächtnissen haben. „This One’s Not Going to End Well“ wird mit seinem Geschichtspessimismus vielen aus der Seele sprechen. Der ganz leicht ins Gospelhafte herüberspielende Titelsong „One Deep River“ lässt das Album auf einer jenseitigen Note enden. Das ist die tröstliche Religion des Songwriters: Die Seele findet ihre Ruhe, der Fluss fließt weiter, das Lied aber, das kehrt immer wieder.

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Author: Duane Harber

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